10 interessante Fakten über Kaiserin Sisi

In diesem Jahr jährt sich der 125. Todestag der Kaiserin Elisabeth Sisi von Österreich-Ungarn. Die wohl bekannteste Habsburgerin und mit 44 Jahren Herrschaft, die am längsten herrschende Kaiserin Österreichs, hat die österreichische Geschichte entscheidend geprägt. Sie war schon zu ihrer Lebenszeit ein Symbol für Schönheit und Anmut und gilt heutzutage als eines der einprägsamsten Sinnbilder Österreichs.

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1. Begabte Dichterin

Dichten ist eine der vielleicht weniger bekannten Begabungen der Kaiserin Elisabeth, was nicht überraschend ist, denn auch zu ihrer Lebenszeit dichtete Sisi allerdings ohne Wissen ihrer Zeitgenossen. Sisi schrieb Gedichte eigentlich schon, seitdem sie ein junges Mädchen war. Das älteste gefundene Gedicht von Sisi kommt aus dem Jahr 1852, das heißt Sisi schrieb es, als sie nur 15 Jahre alt war. Am interessantesten und aus historischer Perspektive wohl am wichtigsten sind tagebuchartige Gedichte, die Sisi zu ihrer Zeit am Habsburger Hof verfasste. Dieses sozusagen poetische Tagebuch nutzte die Kaiserin als eine Art Ventil, um ihre Gefühle und ihre Unzufriedenheit mit dem Wiener Hof, der Gesellschaft und der Monarchie generell auszudrücken.  Obwohl die Gedichte keinen allzu großen literarischen Wert haben, sind sie historisch sehr wichtig, indem sie einen näheren, sogar sehr intimen Blick in den Wiener Hof verleihen. Denn eine derartige historische Quelle aus dieser Zeit gibt es sonst nicht. Die Gedichte sind in dem Buch „Das poetische Tagebuch” versammelt und Sie können es aus unserer Bibliothek als Mitglieder der Österreich-Bibliothek kostenlos ausleihen.

Abbildung 1: Georg Decker – Kaiserin Elisabeth von Österreich (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/04/Georg_Decker_-_Kaiserin_Elisabeth_von_%C3%96sterreich.jpg)

 

Oh hätt’ ich so viel Lieder, 

Als Wellen, du mein Meer, 

Ich schrieb sie alle nieder, 

Und brächte sie dir her.

 

Mein ganzes Fühlen, Denken, 

ja all’ mein inn’res Sein

In dich möcht’ ich’s versenken, 

Du, mein krystalln’er Schrein.

 

Du meine Augenweide, 

Du meines Hierseins Glück.

Früх meine erste Freude

Und nächst mein letzter Blick!

(Elisabeth, 1997, S. 41.)

 

 

2. Liebe für Ungarn

Es ist vielleicht bekannt, dass Sisi große Sympathien für das ungarische Volk hegte, aber folgende zwei Tatsachen, die aus dieser Liebe gegenüber Ungarn entstanden, werden Sie vielleicht erstaunen: Sisi sprach Ungarisch fließend und nutzte es als eine Art „Geheimsprache” in Gesprächen mit ihren Hofdamen und sogar mit dem Kaiser Franz Joseph selbst. Darüber hinaus spielte sie eine entscheidende Rolle beim Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn. Die Kaiserin mischte sich normalerweise nie in die Politik, doch sie schätzte die Kampf- und Opferbereitschaft der Ungarn und umgab sich mit ungarischen Hofdamen, die sie sie über die schlechte Lage des ungarischen Volkes verständigten. Nach der Bekanntschaft mit dem Ungarischen Graf Gyula Andrássy wurde sie zu einer wichtigen Verbündeten für die ungarische Sache und überzeugte auch den Kaiser, eine ungarnfreundliche Haltung anzunehmen, was zur Entstehung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Jahr 1867 führte.

Krönung des Kaiserpaares in der Matthiaskirche zu Ofen. Kaiser Franz Joseph, sowie Elisabeth waren in Ungarischer Magnatentracht gekleidet. (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/18/Ferenc_J%C3%B3zsef_koron%C3%A1z%C3%A1sa_Bud%C3%A1n.jpg)

 

3. Elisabeth die Weltreisende

Das Meer ist wie eine große Mutter, an deren Brust man alles vergisst

Sisi war eine getriebene Reisende und liebte es, neue Orte zu besuchen, doch vor allem liebte sie es, weit weg von dem wienerischen Hof zu sein. Die erste große Reise machte Sisi aus gesundheitlichen Gründen. Die Kaiserin litt unter starkem Husten und ein Lungenspezialist empfahl ihr eine Kur auf Madeira. Dies nutzte Sisi auch als eine großartige Chance, vom Hofleben „Urlaub“ zu nehmen und auch von ihrer Schwiegermutter weg zu fliehen. Sobald sie wieder in Wien ankam, erlitt die Kaiserin einen starken Rückfall und musste wieder Wien verlassen. Dieses Mal war die Mittelmeerinsel Korfu ihr Reiseziel. Die Insel im Ionischen Meer gefiel Sisi so sehr, dass sie sich später dort das im griechischen Stil gebaute Schloss Achilleion errichten ließ. Die anfangs eher zurückgezogene und schüchterne Kaiserin kam als selbstbewusste Frau von diesen Reisen zurück. Diese beide Reisen weckten eine besondere Reiselust bei der Kaiserin, die sich in ihrem dritten Lebensjahrzehnt, besonders nach dem Selbstmord ihres Sohnes Rudolf, Kronprinzen von Österreich und Ungarn, auf eine wahre Odyssee begab. Ihre Reisen nahmen sie durch fast ganz Europa sowie Kleinasien und Teile von Nordafrika. Am allerliebsten reiste Sisi auf dem Meer und der Kaiser schenkte ihr sogar ein eigenes Schiff.

 Hinaus, hinaus aufs weite Meer

Treibt mich ein mächtig Sehnen,

Doch weil ich keine Flügel hab’,

Muss ich sie mir entlehnen.

(Elisabeth, 1997, S. 43.)

So schrieb Sisi in einem ihrer in „Dem poetischen Tagebuch” gesammelten Nordsee Lieder. Dass Sisi so viele Orte besuchte, liegt wohl an der Tatsache, dass sie das Reisen sogar mehr mochte als die Reiseziele selbst. So sagte sie ihrem Griechischlehrer Constantin Christomanos während einer Reise durch die Adria Folgendes: „Das Leben auf dem Schiff ist viel schöner als jedes Ufer. Die Reiseziele sind nur deswegen begehrenswert, weil die Reise dazwischen liegt. Wenn ich irgendwo angekommen wäre und wüßte, daß ich nie mehr mich davon entfernen könnte, würde mir der Aufenthalt selbst in einem Paradies zur Hölle. Der Gedanke, einen Ort bald verlassen zu müssen, rührt mich und läßt mich ihn lieben…“ (Christomanos, 2007, S.  77-78.)

 

Salonwagen Kaiserin Elisabeth (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:0001_Salonwagen_Kaiserin_Elisabeth_TMW_12.11.16.jpg)
Alexander Kircher – Kaiserin Elisabeth, HGM (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kircher_-_Kaiserin_Elisabeth,_HGM,_2017-03-08.jpg)

 

4. Spitzensportlerin

Kaiserin Elisabeth war auch begeisterte Sportlerin. Schon seit der Kindheit war sie eine leidenschaftliche Reiterin und liebte Pferde und den Reitsport so sehr, dass sie als Kaiserin große Geldsummen für Pferde ausgab. Sisi war hervorragende Reiterin, sie genoss Jagdrennen und galt sogar als die beste Reiterin Europas, indem sie an mehreren Reitturnieren europaweit gewann.

„Sie (Elisabeth, Anm. d. Verf) aber geht ganz im Reiten auf. auch die gewiegtesten Master, denen Schmeichelei ganz fernliegt, sagen, die Kaiserin sei ein Wunder, sie hätten noch nie so reiten gesehen.” (Corti, 1935, S. 270.) Neben dem Reiten trieb sie auch andere Sportarten wie Fechten, sie ließ sich zum allgemeinen Entsetzen des Hofstaates einen Fitnessraum mit Reck, Ringen und einer Sprossenwand auf dem Wiener Hof einbauen, wo sie täglich trainierte, um ihre Linie zu halten und fit zu bleiben. Darüber hinaus mochte die Kaiserin lange Spaziergänge und Wanderungen: „Im Juli geht Elisabeth wieder nach Ischl zurück. Dort werden die Spaziergänge schon zu wahren Gewaltmärschen. Die Kaiserin sieht ein, daß sie von ihren Hofdamen nicht mehr verlangen kann, daß sie siebendreiviertel Stunden gehen, wie es nun schon etwas Alltägliches wird. Darum nimmt sie Tragsesseln mit, nicht für sich, sondern für ihre Hofdamen.” (Corti, 1935, S. 299.)

 

Kaiserin Elisabeth beim Hürdenritt (https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_%C3%96sterreich-Ungarn#/media/Datei:Elisabeth_of_Austria_horse.jpg)

 

5. Polyglotin 

„Aus jeder Sprache, die sie mit bewunderungswürdiger Vollendung beherrscht, macht sie Musik.” (Christomanos, 2007, S. 43.) So erzählte Elisabeths Griechischlehrer über die Kaiserin. Als Mädchen auf dem bayrischen Hof hat die zukünftige Kaiserin von Österreich-Ungarn nicht viele Fremdsprachen beherrscht. Das lag wohl an der Tatsache, dass die junge Sisi ihre Zeit lieber im Freien beim Pferdereiten als im Unterricht verbrachte. Diese lockere Erziehung Elisabeths lag darin, dass sie nicht für eine Zukunft als Kaiserin großgezogen wurde. Als sie dann ganz unerwartet Kaiser Franz Josef heiratete, galt sie am wienerischen Hof als nicht besonders sprachbegabt. Doch Sisi hat das Gegenteil bewiesen, indem sie mehrere Sprachen ausgezeichnet beherrschte.Mit ihrer Schwester sprach sie fast ausschließlich Englisch, diese Sprache, welche die beiden Schwestern von ihrer englischen Gouvernante lernten, benutzten sie bis zum Ende ihres Lebens als eine Art Geheimsprache. Sisi  erlernte auch Ungarisch aus Liebe gegenüber Ungarn und dem ungarischen Volk und sprach mit ihren Hofdamen nur auf Ungarisch. Als Kaiserin eines Vielvölkerstaates lernte Sisi auch Tschechisch, Polnisch, Kroatisch und Rumänisch, doch wahrscheinlich sprach sie diese nicht so fließend wie Englisch, Ungarisch oder sogar Alt- und Neugriechisch. Die Kaiserin kam auf die Idee, sich während ihres täglichen Frisierens geistig zu engagieren, indem sie Griechisch lernte. So sagte sie ihrem ausgewählten Griechischlehrer: „Das Frisieren dauert immer fast zwei Stunden (…) und während meine Haare so sehr beschäftigt sind, bleibt mein Geist träge. Ich fürchte, er geht aus den Haaren hinaus in die Finger der Friseuse. Deswegen thut mir dann mein Kopf so weh. Wir werden diese Zeit benützen, um Shakespeare zu übersetzen: da muß das Gehirn noch gedrungen sich zusammennehmen.” (Christomanos, 2007, S. 36.)

 

6. Ungeahnter Heiratsantrag

Dass Sisi Kaiserin der Habsburger Monarchie werden sollte, war vollkommen ungeplant. Sisis Mutter Ludovika und ihre Schwester, die Erzherzogin Sophie, die Mutter von Kaiser Franz Joseph, haben schon längst die Hochzeitspläne geschmiedet, um die beiden Familien dadurch zu verbinden und die Regierung Kaiser Franz Josephs zu verstärken. Die von den beiden Schwestern ausgewählte passende Braut für den jungen Kaiser war allerdings Sisis ältere Schwester Helene Caroline Therese „Néné” und die Verlobung sollte in Bad Ischl zum 23. Geburtstag Franz Josephs stattfinden. Als der Kaiser aber Sisi sah, verliebte er sich augenblicklich „Hals über Kopf” in das wunderschöne Mädchen und machte ihr den Heiratsantrag. Als sie vom Kaiser um ihre Hand gebeten wurde, sollte Sisi angeblich Folgendes gesagt haben: „Ich hab den Kaiser so lieb! Wenn er nur kein Kaiser wäre!“ (Hamann, 1998, S. 32). Manche behaupten, Franz Josephs Mutter sei unzufrieden mit der Entscheidung ihres Sohnes und dass sie versucht habe, ihn zu überreden, doch noch die für den Hof sorgfältig erzogene Helene auszuwählen. Doch in anderen Quellen findet man die Angabe, dass die Erzherzogin ganz froh war, ihren Sohn glücklich zu sehen und dass sie darüber hinaus auch Verständnis gegenüber dem erschreckten fünfzehnjährigen Mädchen zeigte, das plötzlich Kaiserin einer der mächtigsten Monarchien derzeit werden sollte. „Die liebe Kleine ahnte nichts von dem großen Eindruck, den sie auf Franzi gemacht hatte”, schrieb die Erzherzogin an Marie von Sachsen-Altenburg. (Martina Winkelhofer, 2021, S. 28.)

Hochzeit von Sisi und Franz Joseph (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mariage_de_Sissi_et_Fran%C3%A7ois-Joseph.png)

 

7. Schönheitsrituale und Pflege

Kaiserin Elisabeth im Morgenlicht (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/54/Kaiserin_Elisabeth_im_Morgenlicht.jpg)

Kaiserin Sisi galt als die schönste Frau ihrer Zeit und der Kult ihrer Schönheit ist bis heute noch geblieben. Die Kaiserin selbst kümmerte sich sorgfältig um ihr Aussehen und ihre Gesundheit. Sisis Schönheitspflege war ein wichtiger und auch langer Aspekt von ihrem Alltag. Das tägliche Frisieren der fast bodenlangen Haare der Kaiserin dauerte ganze zwei Stunden und das Waschen der Haare, das einmal in zwei Wochen stattfand, würde den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Für die Haarpflege benutzte Sisi eine ganz besondere Mischung aus Eigelb und Cognac. Sisi war die erste und derzeit die einzige Person auf dem Wiener Hof, die sich in ihren persönlichen Räumlichkeiten ein Badezimmer einbauen ließ. Hier nahm sie Dampf- und Ölbäder, aber auch kalte Bäder, die sie zur Verbesserung ihres Blutkreislaufes benutzte. Unter anderen interessanten Schönheitsritualen der Kaiserin zählen die mit rohem Kalbfleisch ausgelegten Gesichtsmasken, die Sisi über Nacht trug. Sisi war 172 cm groß, wog zwischen 45 und 47 Kilo und hatte eine bewundernswerte Taille von 50 cm. Die Kaiserin ließ sich täglich abwiegen und die Waage durfte nie mehr als 50 Kilos zeigen. Neben den früher genannten anspruchsvollen sportlichen Aktivitäten hielt Sisi ihre Linie mithilfe besonderer Diäten, wie zum Beispiel Orangen-, Eier- oder einer Milchdiät. Ein besonders interessanter Teil ihrer Ernährung waren die Fleischsäfte, die Sisi zu sich nahm. Rohes Kalb- oder Rindfleisch wurde unter einer dafür besonders entwickelten Presse gedrückt und der Saft wurde dann gekocht und gewürzt. Die Geschichten, dass Sisi sich abhungerte, gehören jedoch zur Legende, denn anhand einer Anzahl von Rechnungen aus unterschiedlichen Konditoreien sieht man, dass die Kaiserin eine Naschkatze war. Eines ihrer Lieblingsdesserts war das Veilchensorbet. Sisi legte auch großen Wert auf die Gesundheit und Zahnpflege, sie war ständig von Ärzten betreut und hatte auch einen persönlichen Zahnarzt, dessen zahnmedizinische Instrumente man immer noch im Sisi Museum in Wien sehen kann.

 

8. Sisi-Testament für Flüchtlinge

Das Poetische Tagebuch der Kaiserin Sisi hat nicht nur eine historische Bedeutung, indem es uns einen Einblick in das Leben der Kaiserin und die Umstände am wienerischen Hof verleiht. Dieses Tagebuch verbirgt noch einige höchstinteressante Tatsachen. In ihren Gedichten kritisierte Sisi die Monarchie, die sie für zu starr und wenig fortgeschritten hielt. Aus diesem Grund wollte sie ihre Schriften nicht auf dem Wiener Hof und in den österreichischen Archiven hinterlassen, sondern beim Schweizer Bundespräsidenten aus wohl begründeter Furcht, dass diese in Österreich nach ihrem Tod vernichtet werden könnten. In ihrem Testament verlangte Sisi, dass die Schriften erst 60 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden und dass ein Teil des Profits von dem Verkauf der Bücher an die „politisch Verfolgten in der Habsburgermonarchie“ gespendet werden soll.

Und genau wie in ihrem letzten Willen verlangt wurde, wurden im Jahr 2019 15.000 Euro aus den Erlösen des kaiserlichen Tagebuchs an die UNHCR gespendet, da es eine Organisation ist, die sich weltweit um Flüchtlinge und Vertriebene kümmert.

Dieser letzte Wille der schönen Kaiserin sollte nicht überraschend sein, wenn man in Betracht nimmt, dass Sisi auch zu ihrer Lebenszeit dem Volk gern geholfen hat.

Sie hatte eine große Sympathie gegenüber das ungarische Volk und hat zum historischen Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn beigetragen, sie plädierte für Gnade für politische Gefangene und hat für die Ausbildung junger Mädchen, deren Väter im Krieg gestorben waren, gesorgt. Die Kaiserin zeigte auch ein großes Interesse an Geisteskranke und setzte sich für Empathie gegenüber diesen Menschen ein, denn sie war von den Behandlungsmethoden in den sogenannten „Narrenhäuser“ in Wien entsetzt. Der Grund dafür, dass diese Anliegen und soziale Leistungen der Kaiserin heute weniger bekannt sind, liegt daran, dass sie das oft inkognito machte. Nach dem vermutlichen Selbstmord von ihrem Cousin, König Ludwig II, den man vorhin als „seelengestört” und „unheilbar” erklärte, schrieb sie:

Schliesslich, was ist wohl Verrücktheit?

Thoren gibt’s genug und Narren;

Diese für verrückt zu halten,

Mag der Welt oft widerfahren. 

(Elisabeth, 1997, S. 114.)

 

9. Tätowierung

Kaiserin Elisabeth mochte das Meer so sehr, dass sie nicht nur Tage und Monate lang am Meer bei jeglichen Wetterbedingungen verbrachte, sondern sie hat sich ihre Liebe gegenüber die See und dem Segeln dauerhaft auf ihrem Körper eingebrannt. Als Sisi 51 Jahre alt war, ließ sie sich nämlich in einer Hafenkneipe in Griechenland einen Anker als Symbol ihres unersättlichen Freiheitsdrangs und der Liebe zum Reisen auf die Schulter tätowieren. Manche Quellen behaupten, dass der Kaiser entsetzt von dieser Entscheidung seiner Gemahlin sei, doch es gibt auch Angaben, dass der Kaiser die Tätowierung der Kaiserin „sehr originell und gar nicht so entsetzlich” fände. Fast 200 Jahre später wurde auch die Wachsfigur der Kaiserin Sisi tätowiert, diesmal aber nicht in Griechenland, sondern in Graz. Der Grazer Tätowierer Mario Barth hat die Figur von Madame Tussauds in Wien möglichst originalgetreu mit einem Anker, so wie er zu Zeiten der Kaiserin benutzt war, tätowiert. Die tätowierte Wachsfigur der Kaiserin kann man im Museum Madame Tussauds in Wien besuchen und für mehr Infos über den Tätowierungsprozess und dem Tattoo-Künstler Mario Barth, können Sie seine Webseite besuchen.

 

10. Der Tod

Es ist wohl bekannt, dass Sisi bei einem Attentat in Genf ihren Tod fand, doch es gibt einige vielleicht nicht so bekannte Fakten und Gerüchte über ihren Todesfall. Der Mord der Kaiserin Sisi traf fast genau so ungeplant wie ihr Heiratsantrag ein. Der italienische Anarchist Luigi Lucheni hatte eigentlich vor, den Adeligen Philippe d’Orléans zu ermorden, dieser hat allerdings kurzfristig seine Reisepläne geändert und kam überhaupt nicht nach Genf. Es war also reiner Zufall, dass die Kaiserin der K. und K. Monarchie derzeit in Genf einer Einladung der Familie Rothschild nachkam und dass Luigi sich dazu entschloss, Elisabeth anstatt D’Orléans zu töten. Bei einem Spaziergang am See stach Lucheni mit einer Feile in die Brust der Kaiserin. Es war also reiner Zufall, dass die Kaiserin der K. und K. Monarchie derzeit in Genf einer Einladung der Familie Rothschild nachkam und dass Luigi sich dazu entschloss, Elisabeth anstatt D’Orléans zu töten. Bei einem Spaziergang am See stach Lucheni mit einer Feile in die Brust der Kaiserin. Einer Legende nach ließen sich die kleine Elisabeth und ihre Verwandten, die jüngere Schwester Sophie und ihr Cousin Ludwig II aus der Hand wahrsagen. Ludwig hat diese Frau den Tod durch Wasser prophezeit, bei Sophie sah sie den Tod durch Feuer und Sisi hat sie den Tod durch Stahl vorhergesehen.  Ob dies wirklich geschah, kann man nicht beweisen, doch tatsächlich starb Sisis Schwester Sophie während des Brandes des Bazar de la Charité in der Rue Jean Goujon in Paris und ihr Cousin Ludwig II ist am 13. Juni 1886 unter bis heute nicht geklärten Umständen im Starnberger See ertrunken. Noch eine Legende umrankt den Tod der Kaiserin Sisi: Am Tag vor ihrer Ermordung hat Sisi während ihres Besuchs bei der Familie Rothschild auch die weltberühmte Orchideenzucht der Baronin Julia besichtigt und war derart von der Schönheit dieser Blume überwältigt, dass sie der Baronin Folgendes auf Französisch gesagt haben sollte: „Ich wünschte, meine Seele könnte durch eine ganz kleine Öffnung in meinem Herzen in den Himmel entgleiten.” Und genau so verließ die Kaiserin tatsächlich die Welt. Am nächsten Tag als Sisi einen Spaziergang mit ihrer Hofdame, der Gräfin Irma Sztáray machte, griff der Anarchist Luigi Lucheni die Kaiserin an, indem er sie mit einer von ihm selbst zugespitzten Feile, die er sich wenige Stunde zuvor besorgt hatte, erstach. Die Stichverletzung war so klein, dass man sie zunächst gar nicht bemerkte und der Angriff selbst wurde für einen Faustschlag gehalten. Die Kaiserin erhob sich sogar vom Boden wieder und bedankte sich bei allen Passanten, die ihr zu Hilfe eilten. Erst später, als sie schon wieder am Bord ihres Schiffes war, brach die Kaiserin zusammen und nicht lange darauf kam sie im Hotel, in das man sie gebracht hatte, ums Leben. Die letzten Worte der schönsten Kaiserin ihrer Zeit waren angeblich: „Aber was ist denn mit mir geschehen?“

 

 

Letztes Foto von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (links) in Territet, Schweiz, mit ihrer Hofdame Irma Sztáray (rechts). (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/87/Elisabeth%2C_Kaiserin_von_%C3%96sterreich_Momentaufnahme_in_Territet_mit_Hofdame_Irma_Gfn._Szt%C3%A1ray.jpg)

 

Und wenn ich einmal sterben muss,

Dann legt mich an den Strand,

Dass auch mein letzter Blick noch sei

Auf’s teuere Meer gewandt.

 

Die Wogen rauschen mir dazu

Den letzten lieben Laut, 

Als rief voll Sehnsucht schon zu sich

Der Bräutigam die Braut.

Und wo am tiefsten ist das Meer, 

Dort senkt mich dann hinein; 

Mag’s oben stürmen noch so sehr —  

Da unt’ wird Ruhe sein

(Elisabeth, 1997, S. 47-48.)

Eine künstlerische Darstellung der Ermordung von Elisabeth durch den italienischen Anarchisten (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/17/Assassinato_luigi.jpg)

 


Literaturverzeichnis:

Christomanos, Constantin: Tagebuchblätter: Erinnerungen des Hauslehrers von Kaiserin Elisabeth. Vol. 4., Wien, Österreich: Czernin, 2007

Corti, Egon Cäsar: Elisabeth –  die seltsame Frau: mit 48 Bildseiten. 8. Aufl., Salzburg, Leipzig, Österreich: Anton Pustet, 1935

Elisabeth: Das poetische Tagebuch. 4., unveränderte Aufl. ed. Wien, Österreich: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1997

Hamann, Brigitte: Elisabeth – Kaiserin wider Willen. 3. Aufl., Wien, Österreich: Amalthea Signum Verlag, 2014

Winkelhofer, Martina: Sisis Weg. Vom Mädchen zur Frau – Kaiserin Elisabeth erste Jahre am Wiener Hof. 1. Aufl., München, Deutschland: Piper Verlag, 2021